Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin sind kein neues Thema – und doch zeigt sich immer wieder: Frauen erhalten nicht nur andere Diagnosen, sie werden auch später oder gar nicht diagnostiziert. Besonders deutlich wird das bei Gefäßerkrankungen wie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Studien zeigen: Frauen sind hier signifikant häufiger unterdiagnostiziert und untertherapiert – mit weitreichenden Folgen für Prävention und Therapie. In diesem Artikel gehen wir auf den Gender Diagnostic Gap in der Gefäßmedizin ein.
Unentdeckte pAVK: Ein geschlechterspezifisches Problem
Laut einer Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC) aus dem Jahr 2021 werden verschlossene oder verengte Beinarterien (also pAVK der Beine) bei Frauen seltener erkannt und behandelt als bei Männern – obwohl sie ähnliche oder sogar schwerere Symptome aufweisen¹. Frauen würden seltener zum Gefäßspezialisten überwiesen, erhielten seltener bildgebende Diagnostik oder medikamentöse Therapie. Ein klarer Hinweis darauf, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Versorgung noch immer bestehen.
Symptome werden anders wahrgenommen & und anders bewertet: Der Gender Diagnostic Gap
Ein zentrales Problem: Frauen zeigen bei pAVK häufiger atypische oder weniger spezifische Symptome. Während Männer typischerweise von Schmerzen beim Gehen berichten (Claudicatio intermittens), klagen Frauen eher über diffuse Beschwerden oder Erschöpfung. Eine Studie im Journal of the American Heart Association betont: Frauen mit pAVK werden später diagnostiziert, weil ihre Beschwerden anders eingeordnet werden, auch von Ärzt:innen selbst².
Diese verzögerte Diagnosestellung führt dazu, dass Frauen oft erst in späteren Krankheitsstadien behandelt werden und dies dann mit entsprechend höherem Risiko für Komplikationen wie chronische Wunden oder Amputationen.
Biologische Unterschiede in der Gefäßstruktur?
Auch strukturelle Unterschiede könnten eine Rolle spielen: Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 legt nahe, dass weibliche Patientinnen möglicherweise andere pathophysiologische Ausprägungen in der peripheren Gefäßversorgung zeigen³. Diese Unterschiede könnten klassische diagnostische Verfahren – wie etwa den Knöchel-Arm-Index (ABI) – beeinflussen und zu falsch-negativen Ergebnissen führen.
Dies alles unterstreicht die Notwendigkeit, Diagnostik und Interpretation stärker an individuelle Patient:innen anzupassen; auch im Hinblick auf das biologische Geschlecht.
Was bedeutet der Gender Diagnostic Gap für die gefäßmedizinische Praxis?
Für Ärzt:innen und medizinisches Fachpersonal bedeutet das vor allem eines: Sensibilisierung. Wenn pAVK bei Frauen anders auftritt, müssen Symptome bewusster hinterfragt und Befunde sorgfältiger interpretiert werden. Vor allem präventive Gefäßchecks sollten möglichst niedrigschwellig und frühzeitig zum Einsatz kommen – unabhängig vom Geschlecht.
Moderne Geräte wie das AngE™ ABI+ System bieten hier entscheidende Vorteile:
- Schnelle, schmerzfreie Untersuchungen in unter einer Minute
- Blutdruckunabhängige Messergebnisse, auch bei versteiften Arterien
- Delegierbare Anwendung, ideal auch für strukturierte Screening-Programme
So können vaskuläre Risiken – bei Männern wie bei Frauen – effizient erkannt und frühzeitig adressiert werden.
Fazit: Geschlechtersensible Diagnostik ist Prävention
Dass Frauen in der Gefäßmedizin häufiger unterdiagnostiziert werden, ist kein individuelles Versäumnis, sondern ein systemisches Problem. Es braucht mehr Bewusstsein, mehr Daten und eine stärkere Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Diagnostik.
Mit modernen, delegierbaren Screening-Verfahren lassen sich viele dieser Hürden und der Gender Diagnostic Gap überwinden.
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Quellen:
1ESC Press Release: Clogged leg arteries underdiagnosed and undertreated in women
2Jelani QU, Petrov M, Martinez SC, Holmvang L, Al-Shaibi K, Alasnag M. Peripheral Arterial Disease in Women: an Overview of Risk Factor Profile, Clinical Features, and Outcomes. Curr Atheroscler Rep. 2018 Jun 2;20(8):40. – Herunterladen
3Farkas, K.; Stanek, A.; Zbinden, S.; Borea, B.; Ciurica, S.; Moore, V.; Maguire, P.; Abola, M.T.B.; Alajar, E.B.; Marcoccia, A.; et al. Vascular Diseases in Women: Do Women Suffer from Them Differently? J. Clin. Med. 2024, 13, 1108. – Herunterladen